Der Austausch von Generika bei alten Patienten ist vorsätzliche Körperverletzung aus wirtschaftlichen Motiven.
Generika sind wirkstoffgleiche Arzneimittel. Nach Auslaufen des Patentschutzes für Arzneimittel werden erfolgreiche Wirkstoffe von vielen Herstellern kopiert, hergestellt und angeboten. Das führt in der Regel zu einer deutlichen Absenkung der Preise, auch bei dem Originalhersteller. Seit 2007 können Krankenkassen mit Generikaherstellern so genannte Rabattverträge abschließen, die Apotheken dazu zwingen, den Versicherten die Präparate der Hersteller abzugeben, mit denen ihre Krankenkassen Rabattverträge abgeschlossen haben, auch wenn der Arzt ein anderes aufgeschrieben hat.
Jürgen Wolff, Inhaber der Post-Apotheke im Braunschweiger Friedrich-Wilhelm-Viertel, lässt sich den gedankenlosen Austausch nicht gefallen. Wegen der gesetzlich zugelassenen Bioverfügbarkeitsschwankungen sind Generikawechsel in einer Dauermedikation lebensgefährlich, insbesondere für ältere chronisch multimorbide Patienten, die allein von dem Vexierspiel des ständigen Präparatewechsels völlig überfordert sind.
Aus diesem Grund schrieb Wolff einen offenen Brief an die Deutsche BKK, nachzulesen u.a. in der Pharmazeutischen Zeitung (Ausgabe 8/2009).
Teil 1
Teil 2
Teil 3
Die Deutsche BKK reagierte auf den Offenen Brief mit einem Schreiben an Herrn Wolff, drohte mit Verwarnung, einer Vertragsstrafe bis 25.000 Euro und einem Vertragsausschluss von einer Dauer bis hin zu zwei Jahren.
Teil 1
Teil 2
Der Apotheker ließ sich diese Warnung nicht gefallen, erstattete Anzeige wegen Nötigung.
Zwei Jahre hat er für eine freie Meinung gekämpft, er hat gewonnen.
Weitere Informationen zum Thema Generika-Austausch sind auf www.generikatausch.wordpress.com zu finden.
Weitere Informationen:
- Offener Brief an die Deutsche BKK: Teil 1, Teil 2, Teil 3 (Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 8/2009)
- Schreiben der Deutschen BKK an Jürgen Wolff, Inhaber der Post-Apotheke: Teil 1, Teil 2 (11.03.2009)
- Anzeige wegen Nötigung (13.05.2009)
- Leserbrief “Gleiche Wirkstoffe sind keine Lösung” (Quelle: Braunschweiger Zeitung, Mai 2009)
- dazu: Bericht “Neue Pillen für viele Versicherte der AOK” (Quelle: Newsclick.de, 08.05.2009)
- Bericht “Apotheker greift Kassen an: Bürokratischer Terror” (Quelle: Newsclick.de, 16.04.2009)
