Generika sind wirkstoffgleiche Arzneimittel. Nach Auslaufen des Patentschutzes für Arzneimittel werden erfolgreiche Wirkstoffe von vielen Herstellern kopiert, hergestellt und angeboten. Das führt in der Regel zu einer deutlichen Absenkung der Preise, auch bei dem Originalhersteller. Seit 2007 können Krankenkassen mit Generikaherstellern so genannte Rabattverträge abschließen, die Apotheken dazu zwingen, den Versicherten die Präparate der Hersteller abzugeben, mit denen ihre Krankenkassen Rabattverträge abgeschlossen haben, auch wenn der Arzt ein anderes aufgeschrieben hat.
Was die Patienten nicht wissen: Die Nachahmerprodukte weisen gesetzlich zugelassene Bioverfügbarkeitsunterschiede (sprich: Unterschiede der wirksamen Arzneistoffmenge) von bis zu 50% auf. Dosierungsschwankungen von bis zu 50 Prozent bei Arzneimitteln kommen einem Rückschritt ins pharmazeutische Mittelalter gleich. Bei vielen hochwirksamen, modernen Arzneimitteln ist in der Dauermedikation ein Präparatetausch pharmazeutisch ein grober Kunstfehler. Seit Beginn der Rabattverträge häufen sich die Warnungen in den medizinischen Fachzeitschriften, Arzneimittel, wie Hormone, Psychopharmaka, blutverdünnende und blutdrucksenkende Arzneimitteln, Antepileptika, Retardarzneimitteln u.v.a. in der Dauermedikation nicht auszutauschen, weil die damit verbundene Schwankung der wirksamen Dosis lebensbedrohliche Risiken birgt. Der willkürliche Austausch der Medikamente trifft insbesondere ältere, multimorbide Patienten. Diese können ihre Mittel kaum noch zuordnen, weil sie ständig anders aussehen und anders verpackt sind, was an sich schon schlimm genug ist, wenn man an die vielen Patienten denkt, die vier oder fünf verschiedene Arzneimittel auf einmal nehmen müssen. Viel gravierender: Bei bestimmten Medikamenten und Krankheitsstadien kann der Generikaaustausch tödliche Folgen haben.
„Wir werden uns nicht zwingen lassen, alten Menschen schwere gesundheitliche Schäden zuzufügen“, erklärt Apotheker Jürgen Wolff den Widerstand der meisten Ärzte, medizinischen Angestellten und Apotheker im Friedrich-Wilhelm-Viertel gegen den Medikamententausch angeblich wirkstoffgleicher Arzneimittel in der Dauermedikation.
Zwei Jahre lang hat er gegen die Deutsche BKK, die ihm mit hohen Vertragsstrafen gedroht hat – falls er seine Warnungen öffentlich machen würde – für eine freie Meinung vor Gericht gekämpft. Er hat gewonnen. Nun möchte er mit einer Veranstaltungspremiere im Friedrich-Wilhelm-Viertel einen bundesweiten Anstoß geben, den Generikaaustausch bei alten Patienten in der Dauermedikation als das zu ächten, was es ist: Vorsätzliche Körperverletzung aus wirtschaftlichen Motiven.
Speakers Corner auf dem Bankplatz
Am Donnerstag den 1. Dezember startet der Friedrich-Wilhelm-Viertel-Verein im Rahmen des Quartierforums eine neue Reihe: „Speakers’ Corner“. Teilen heutzutage viele Menschen in Medien wie Blogs oder sozialen Netzwerken ihre Meinung kund, reaktiviert das Braunschweiger Kultviertel die klassische Form des „Speakers’ Corner“ (deutsch: „Ecke der Redner“). Im 18. Jahrhundert in London entstanden, zog es Redner, lediglich mit einer Orangenkiste bewaffnet, für einen Vortrag zu intellektuellen Themen auf öffentliche Plätze. Speakers’ Corner stand schon immer für die Nähe zum wirklichen Leben.
Speakers’ Corner wird nur ein Puzzlestück von vielen kulturellen Elementen sein, die das Kultviertel initiieren wird. Im Friedrich-Wilhelm-Viertel sammeln sich selbstständige Unternehmer und freiberufliche Dienstleister, die sich durch Empathie, Persönlichkeit, gesellschaftliche Wärme und Individualität auszeichnen. Eben jene Stärken möchte das Kultviertel herausheben, und gleichermaßen den Irrsinn der zunehmenden Digitalisierung sämtlicher gesellschaftlicher Dienstleistungsprozesse aufzeigen.
In regelmäßigen Abständen lädt das Kultviertel zum öffentlichen Forum auf dem Bankplatz ein. Ob Rechtswesen, Medienwelt, Gesundheit, Bank- und Bildungswesen, Architektur, Immobilienwirtschaft oder Stadtplanung, all diese Dienstleistungen werden von einer seelenlosen Digitalisierung bedroht. Da wo Menschen leiden und niemand mehr da ist, der davon Kenntnis nimmt, weil alle Entscheider das Leben nur noch aus digitalen Systemen kennen, da ist Speakers’ Corner angesagt.
Den Start der Speakers’ Corner-Reihe leitet der Apotheker Jürgen Wolff mit dem brisanten medizinischen Thema „Tödlicher Generika-Austausch?“ ein. Andere Themen aus anderen Lebensbereichen werden folgen.
