“Die Schaffung eines Möglichkeitsraumes”

Ein Beitrag von Karoline Krietemeier.

Im Jahr 2012 fand erstmals der “Tag der SitzGelegenheit” im Friedrich-Wilhelm-Viertel statt. Dieser wurde damals von Sina Pardylla und Marie Schröter ins Leben gerufen, die im Rahmen ihrer Masterarbeit den “Ein Laden_” in der Friedrich-Wilhelm-Straße betrieben und betreuten.

Auch in diesem Jahr gibt es wieder einen Tag der SitzGelegenheit. In diesem Jahr in Zusammenarbeit zwischen den ehemaligen Ein Laden-Initiatorinnen und dem Kultviertel-Verein. Zu diesem Thema hat die Kultviertel-Redaktion Sina Pardylla und Marie Schröter interviewt.

Wie ist der Tag der SitzGelegenheit entstanden und wieso habt ihr ihn gerade im Kultviertel initiiert?

Für die Zwischennutzung eines leerstehenden Ladenlokals, als Projekt im Rahmen unserer Masterarbeit an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, wandten wir uns zur Unterstützung an die Stadt Braunschweig. Die Idee war die Thematik des Ladenleerstandes und der Zwischennutzung den Braunschweigern durch eine gelebte Zwischennutzung näher zu bringen und dort gemeinsam Ideen für die Stadtentwicklung zu entwickeln. Frau Pülz und Frau Grimm aus der Abteilung Stadtentwicklung waren gleich begeistert und verwiesen uns auf das KiQ-Projekt und so landeten wir schlussendlich in der Friedrich-Wilhelm-Straße. Das Schöne war, dass wir für das Ladenlokal unbedingt viel Laufkundschaft benötigten und das war hier alle mal gegeben. Außerdem hatten wir das Gefühl in dieser Straße auch noch etwas bewegen zu können. In der Hausnummer 47 (Anmerkung der Redaktion: der Friedrich-Wilhelm-Straße) fanden wir dann von Mai bis Ende September 2012 das ›zu Hause‹ für unser Projekt. Das Ladenlokal stand davor knapp drei Jahre lang leer. Nach der Zwischennutzung fand es mit Bündnis 90 | die Grünen direkt einen Nachmieter.

Der ›Tag der SitzGelegenheit‹ entstand während des Projektes, welches wir prozessoffen gestalteten. Denn um Partizipation zu schaffen, wollten wir möglichst wenig vorgeben, sondern viel eher Möglichkeiten schaffen und daraus den weiteren Projektverlauf entwickeln. Ein Ergebnis von vielen dieses Prozesses war dann eben der ›Tag der SitzGelegenheit‹.

Was genau wird am Tag der SitzGelegenheit passieren?

Am ›Tag der SitzGelegenheit‹ sollen die Straßen im Kultviertel einfach belebt werden. Die Friedrich-Wilhelm-Straße, die derzeitig beinah ausschließlich als Durchgangsstraße genutzt wird, soll anders wahrgenommen werden. Hier wollen wir zeigen, wie sich eine Straße und ihre Atmosphäre wandeln kann, wenn die Menschen dort verweilen. Außerdem möchten wir die Friedrich-Wilhelm-Straße mit positiven Momenten aufladen und mit Leben füllen.

Die Straße ist ein neutraler und öffentlicher Raum und hier wollen wir mit dem ›Tag der SitzGelegenheit‹ ein friedliches Aufeinandertreffen schaffen, an dem Geschäftsbetreibende und Anwohner miteinander ins Gespräch kommen und so möglichst neutral über ihre Interessen und Bedürfnisse vor Ort sprechen können. Es soll ein Tag sein, bei dem für die oftmals auf Hinterhöfen und Kellern versteckte Kunst-  und Kulturszene eine präsente Bühne geschaffen wird.

Wir beide sind Teil der Generation, die mit Urbanität aufgewachsen ist: Skateboardfahren, Streetart, Abends in Park rumhängen. Wir lieben das Urbane und dieser Ort ist der Beste um das zu propagieren.
Wir wünschen uns die spontane, ungezwungene und besondere Atmosphäre einer Musiksession, nur dass diese eben auf der Straße stattfindet.

Was bedeutet der Tag für die dort ansässigen Läden?

Das Besondere an der Straße ist, dass man in den Läden vor Ort noch direkt die Ladenbetreiber antreffen kann. So etwas wird leider immer seltener. Für die Läden ist es schwierig sich gegen die großen Ketten in der Innenstadt durchzusetzen. Eine positivere Wahrnehmung der Straße und eine dadurch geschaffene positivere Atmosphäre würde auch den Geschäften gut tun.

Was ist euch noch wichtig den Menschen zum >Tag der SiztGelegenheit< mitzuteilen?

Der ›Tag der SitzGelegenheit‹ ist nichts weiter, als die Schaffung eines Möglichkeitsraumes. Es liegt an den Leuten, ob sie daraus etwas machen wollen. Hier haben wir die Möglichkeit endlich mal ein Stück Stadt einzunehmen und es so zu gestalten, wie wir es für richtig halten. Damit können wir nicht nur ein Statement setzen, sondern auch etwas zum Positiven verändern. Wir finden das großartig und hoffen auf viele Mitstreiter oder eher Platznehmer und wir freuen uns über jeden einzelnen Besucher und ganz besonders über die Künstler- und Musiker, die sich so zahlreich beteiligen und das Ganze ohne Budget. Deshalb kramt euer Hutgeld raus, bringt eure SitzGelegenheit, euer Gummitwist, Straßenkreide, eine Kanne Kaffee, eure Gitarre, Geige, euren Flügel oder die Jonglierbälle mit – auf dass das Ganze ein buntes Fest wird.

Weitere Infos zum Tag der SitzGelegenheit gibt es auf www.facebook.com/hey.tdsg.

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